Monika Rutschmann-Bodmer hat den Verein ABRI mit Sitz im Kanton Zürich gegründet. Ihre Therapiehunde, die Pferde, Fred die Schildkröte und die Hasen & Meerschweinchen schenken Kindern Begegnungen, bei denen sie mit den Tieren in verschiedene Welten eintauchen und Momente der Stille, des Seins und des Beobachtens erleben können. Der Verein ABRI ist da für Kinder in Heimen, Hospizen, Kliniken und zu Hause. Er schenkt ihnen Momente zum Eintauchen, egal ob mit oder ohne Handicap.
Sie haben den Verein ABRI gegründet. Wie ist es dazu gekommen, und welche Idee steckt dahinter?
Monika Rutschmann-Bodmer: Der Verein ABRI ist durch meine eigene Lebensgeschichte entstanden. Ich habe früh Missbrauch und Verlust erlebt und überlebt. Bei Tieren – speziell bei Hunden – habe ich Trost gefunden und sie haben mir Kraft gegeben. Sie waren meine Lichtblicke in meiner Kind- und Jugendzeit. Durch die Geburt meiner Töchter erfuhr ich erst, dass es Liebe wirklich gibt. Für mich war das ein Geschenk. Deshalb möchte ich etwas zurückgeben – einen kleinen Lichtblick, Zeit und Raum. Meine Jack Russel Hündin Onatha läutete vor über zehn Jahren die Therapiehundebesuche ein.
Was bedeutet Ihnen die Tiere und welchen Stellenwert haben sie in unserer Gesellschaft?
Der Mensch ist nicht höher als das Tier und das Tier ist nicht höher als der Mensch, sondern jeder ist auf seiner Ebene. Und jedes Lebewesen auf dieser Welt hat seine Berechtigung.
Sie arbeiten unter anderem mit Therapiehunden. Wie werden diese Hunde ausgebildet und was ist wichtig bei der Ausbildung?
Der Verein ABRI arbeitet mit Therapiehunden, welche in der Hundetherapie und -schule Bodmer ausgebildet werden. Es eignet sich jeder Hund – Grösse und Alter spielen keine Rolle. Es kommt vor allem auf den Menschen an und darauf, dass der Mensch mit den Hunden ein Ziel verfolgt. Die Bindung zwischen Zwei- und Vierbeiner steht in der Ausbildung im Mittelpunkt. Dabei wird der Charakter des Hundes einbezogen und gefördert.
Welche Voraussetzung müssen die Tiere mitbringen, um als Therapiehunde ausgebildet und eingesetzt zu werden?
Ich habe sogar Hunde, die nicht als Therapiehunde geeignet waren und jetzt in den Kinderheimen im Einsatz sind. Die Hundeführer kommen ins Training und es entwickelt sich eine Beziehung – entweder funktioniert es oder nicht.
Der Verein ABRI ist ehrenamtlich für Kinder & Jugendlichen in Heimen, Kliniken, Psychiatrien sowie für Menschen in Alters- und Pflegeheimen und im Zürcher Lighthouse unterwegs und schenkt ihnen einen Lichtblick. Welche Erfahrungen machen Sie dabei?
Schön ist das Glänzen in den Augen der Betroffenen. Es gibt immer wieder Momente, in denen die Zeit stillsteht. Solche Emotionen kann man oft auch schwer in Worte fassen.
Sind Ihre Aktivitäten auf den Raum Horgen beschränkt oder über die Kantonsgrenzen hinaus?
Wir sind mit den Therapiehunden überall unterwegs, wo wir gebraucht werden. Bekommen wir eine Anfrage, dann schauen wir, was möglich ist.
Können Sie einen kleinen Einblick über die Tätigkeiten von ABRI geben?
Der Verein ABRI ist ein gemeinnütziger Verein und besucht mit den Therapiehunden Kinder und Jugendliche in Heimen, Psychiatrien, Kliniken. Wir sind auch jedes Jahr im Ferienlager der Stiftung Kifa bei cerebral gelähmten Kindern sowie Kindern mit Behinderungen und chronischen Krankheiten mit dabei. Wir besuchen regelmässig Menschen in Alters- und Pflegeinstitutionen sowie im Zürcher Lighthouse. Bei den Besuchen sind in der Regel mehrere verschiedene Hunde und ihre Hundeführer/innen dabei. So sind wir flexibel und können je nach Situation agieren.
Dann gibt es noch Harry, unser Therapiepferd, welches mich selbst durch meine eigene Krankheit getragen hat. Der Wallach steht auf einer Altersweide mit seinen Stuten und freut sich auf Besuch von Gross und Klein. Mitten in der Pferdeherde stehen, beobachten und geniessen – das ist bei Harry möglich. Die Meerschweinchen und Hasen sind die kleinsten im Verein und können zusammen mit Fred, der Schildkröte, besucht werden. So ist für jeden eine tierische Begegnung möglich.
Seit vielen Jahren veranstalten wir auch unsere traditionelle ABRI- Herbstbörse für Familien mit schmalem Budget. Dort gibt es verschiedene Artikel wie Kinderkleider, Spielsachen und vieles mehr. Wir sind auch an Weihnachtsmärkten mit Bastelecken für die Kinder anzutreffen, veranstalten Benefizanlässe und sind an Berufs- und Gewerbemessen mit den Therapiehunden vor Ort. Ein weiteres Projekt ist unser Waldlehr- und Märlipfad in Oberhasli. Er ist für alle kostenlos zugänglich. Dort gibt es Feen, Elfen, Zwerge und Indianer und viele spannende Informationen über die Tiere des Waldes zu entdecken. Es ist ein stiller Ort zum Verweilen und einfach Sein und die Seele baumeln lassen.
Sie haben Ihren Tätigkeitsbereich immer weiterentwickelt. Woher nehmen Sie die Kraft dazu und wer sind Ihre Helfer?
Meine Helfer sind meine eigenen Töchter, meine Tiere und ein gutes Team – ohne sie alle würde es nicht gehen. Die Kraft nehme ich von den Tieren und der Natur.
Ein wichtiges Projekt ist der ABRI-Hof. Was möchten Sie damit bezwecken und wie funktioniert dieser Begegnungsort für Tier und Mensch?
Der ABRI-Hof wird ein Ort sein, für Gross & Klein – für jedermann. Er ist ein Ort, wo Begegnungen zwischen Zwei- und Vierbeinern in einem geschützten Raum möglich sind.
Welches sind weitere Projekte in der nächsten Zeit?
Ein weiteres Projekt ist die ABRI-Halle, ein Ort, wo ein breites Angebot unter einem Dach vereint wird und jeder willkommen ist: Therapiehundeanlässe, Ausbildung der Hundeführer/innen und ihrer Hunde, Anlässe für Gross und Klein und vieles mehr. Dafür suchen wir im Raum Zürcher Oberland zurzeit ein Stück Land oder ein bestehendes Objekt (Reithalle, Fabrik-/Lager-/Industriehalle) mit ca. 800 bis 1000 Quadratmetern. Wenn jemand einen Tipp hat, freuen wir uns. Meine Lebensgeschichte werde ich zudem in einem Kraftbuch veröffentlichen. Darin erzähle ich, wie ich lernte, Skills zu erarbeiten und den Weg in meinem Leben gefunden und gemeistert habe. Dieses Buch schreibe ich für alle Betroffenen – Kinder, Frauen und Männer. Und wenn es nur einer Person hilft zu überleben, dann hat sich mein Überleben und Aufwand gelohnt. Ich freue mich auf Autoren, Journalisten und Verlage, die dieses Buch mitgestalten möchten.
Interview: Corinne Remund
Weitere Infos:
www.abrihof.ch